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Verstellbares Mittelformat mit Fujifilm GFX Kameras und Canon TS-E Objektiven

Proträt Roberto Casavecchia- Profot AG

Beitrag von:

Roberto Casavecchia

Fotograf und Workshopleiter für

Digital Imaging & Fine Art Printing

Für diesen Erfahrungsbericht wurden folgende Produkte verwendet:

Digitale Mittelformatkameras sind wegen des grösseren Aufnahmesensors und der hohen Auflösung sehr beliebt bei Architektur-, Landschafts- und Studiofotografen. Schön wäre es, wenn auch entsprechende Verstellmöglichkeiten zur Verfügung stehen würden.

Bild von einer Fossil-Uhr

Die Phase One XT oder Alpa 12 STC sind technische Kameras, die mit Fachobjektiven und einem Digitalrückteil bestückt werden. Das Rückteil kann senkrecht und waagrecht verschoben werden. Diese Highend Geräte sind vor allem für Architektur-, aber auch für die Landschaftsfotografie bestens geeignet.
Nebst den hohen Kosten für solche Ausrüstungen, ist eine zusätzliche zweite Kamera nötig für alle anderen fotografischen Anwendungen, wo z.B. Autofokus benötigt wird.

Fujifilm GFX Modelle zu technischen Kameras machen

Die Fujifilm GFX Modelle mit 50 und 100 Megapixel haben sich mittlerweile sehr gut etabliert und überzeugen mit einer für Mittelformat kompakten Erscheinung und vor allem mit einer hervorragenden Bildqualität. Die neuen Modelle GFX 50S II und 100S verfügen sogar über einen eingebauten Bildstabilisator und sind daher auch für die Fotografie aus freier Hand bestens geeignet. Mit einem kleinen Adapter können Sie aber Ihre Fujifilm GFX Kamera auch zu einer technischen Kamera machen...

Ein kleiner Adapter macht es möglich

Viltrox, Techart, Fringer und Metabones sind die bekanntesten Anbieter eines sogenannten “EF zu GFX” Adapter. Mit einem solchen Adapter ist es möglich “Canon Objektive mit EF-Bajonett” an Fujifilm GFX Kameras anzuschliessen.
Sie werden jetzt vielleicht fragen, wieso sollte man Kleinbild Objektive an eine Mittelformatkamera anschliessen wollen. Stimmt, das macht wirklich keinen grossen Sinn, zumal Kleinbildobjektive für ein kleineres Aufnahmeformat gerechnet sind und an den Rändern und sicher in den Ecken vignettieren würden.
Eine Ausnahme bilden aber Tilt-/Shift Objektive, die verschoben und auch geschwenkt werden können. Diese haben von Haus aus einen wesentlich grösseren Bildkreis und können mittels Adapter an einer Fujifilm GFX Kamera angeschlossen werden.

Fujifilm GFX 100S mit Viltrox EF-GFX Adapter und Canon TS-E 90 von oben gesehen

Fujifilm GFX 100S mit Viltrox EF-GFX Adapter und Canon TS-E 90 mm f2.8L Macro

Canon TS-E Objektive

Canon bietet das grösste Angebot an verstell- und schwenkbaren Objektiven. Zur Zeit sind es 5 Modelle.

Abbildung der 5 Canon TS-E Objektive von 17mm bis 135mm

Die Canon TS-E Objektivpalette umfasst zur Zeit 5 Modelle.

Das Canon TS-E 17 mm f4L hat einen diagonalen Bildwinkel von 104° und gehört damit in die Kategorie Superweitwinkel. Montiert an einer Fujifilm GFX Kamera entspricht es einem Kleinbild Äquivalent von 13 mm. Das Canon TS-E 17 mm f4L hat den kleinsten Bildkreis von allen TS-E Objektiven und kann an Fujifilm GFX Kameras ohne Vignettierung nur einige wenige Millimeter verschoben werden.

Die erste Wahl für Architektur mit grossem Bildwinkel: das Canon TS-E 24 mm f3.5L II wird auf einer GFX Kamera zu einem 19 mm Objektiv mit einem relativ grossen, nutzbaren Bildkreis von ca. 64 mm. Bei Ausnutzung des ganzen 4:3 Formats kann immerhin 5 Millimeter verschoben werden ohne jegliche Vignettierung im Bild.

Der Allrounder schlechthin: das Canon TS-E 50 mm f2.8L Macro entspricht an einer Fujifilm GFX Kamera einem 38 mm Objektiv. Viele werden jetzt denken, dass es gerade für Architektur zu wenig Weitwinkel ist. Jein, die Wiedergabe bleibt, selbst extrem verstellt, immer absolut natürlich, auch wenn grössere Objekte im Vordergrund stehen. Ein weiterer Vorteil ist der grosse Bildkreis von 70 mm, der eine Verstellung von nicht weniger als 10 mm erlaubt, absolut frei von jeglicher Vignettierung.

Ideal für Tabletops und Sachaufnahmen im Studio ist das Canon TS-E 90 mm f2.8L Macro mit seiner sehr kurzen Naheinstellung von nur 39 cm. Umgerechnet auf das GFX-Format entspricht es einer 70 mm Brennweite. Dank eines noch grösseren Bildkreises, kann es selbst im Nahbereich bis zum Anschlag mit 12 mm verstellt werden. Praktisch erweist sich hier die Schwenkmöglichkeit um die Schärfeebene zu verlagern bzw. die Tiefenschärfe nach Scheimpflug ein wenig zu erweitern.

Für den Nahbereich und für interessante perspektivische Effekte ist das Canon TS-E 135 mm f4L Macro geeignet. Es verfügt auch über eine sehr kurze Naheinstellung von nur 49 cm, was eine 0.5x Abbildungsgrösse ermöglicht ohne Einsatz von Zwischenringen. Auf einer Fujifilm GFX Kamera wird es zur klassichen 105 mm Brennweite. Gerade im Nahbereich lassen sich in Kombination mit Shift und Tilt sehr interessante Effekte erzielen, wie z.B. Den Modelleisenbahn-Look mit stark reduzierter und bewusst gelegter Schärfentiefe.

Fujifilm GFX 100S mit TS-E 50 mm f2.8L Macro und TS-E 90 mm f2.8L Macro im Erfahrungsbericht

In meinem Erfahrungsbericht habe ich den Viltrox EF-GFX Adapter an der Fujifilm GFX 100S Kamera verwendet. Als Objektive sind das Canon TS-E 50 mm f2.8L Macro und das TS-E 90 mm f2.8L Macro zur Anwendung gekommen.

Viltrox EF-GFX Adapter

Der Viltrox EF-GFX Adapter ist einer der günstigsten mit ca. 300.– inkl. MwSt., der teuerste ist der Metabones Adapter mit ca. 650.–. Er verfügt objektivseitig über 8 Kontakte und kameraseitig über 12 Kontakte, die eine Verbindung zwischen einer Fujifilm GFX Kamera und einem Canon Objektiv mit EF-Anschluss ermöglichen. Da die Canon TS-E Objektve keinen Blendenring haben, wird die Blende über das Einstellrad der Kamera gesteuert. Mit dem Adapter wird auch der Autofokus gesteuert, den ich aber nicht testen konnte. Beide Canon TS-E Objektive können problemlos auf Unendlich eingestellt werden, was bei Adaptern nicht immer der Fall ist.

Viltrox EF-GFX Adapter

Der Viltrox EF-GFX Adapter

Aufnahmeformat und Bildkreis

Bevor wir zu den Ergebnissen kommen, möchte ich noch ein paar Worte zum Thema Aufnahmeformat und Bildkreis verlieren. Jede Kamera braucht Objektive, die über einen Bildkreis verfügen, der mindestens so gross ist, um das Aufnahmeformat ohne Vignettierung ausleuchten zu können. Dabei reden wir von Objektiven, die bei einer mittleren Blende keine sichtbare Abdunkelung in den Ecken und schon gar nicht an den Rändern zeitigen.
Objektive ohne Verstellmöglichkeiten verfügen meistens über einen Bildkreis, der nur unwesentlich grösser ist als das Aufnahmeformat. Das gilt vor allem für Weitwinkel- und noch mehr für Superweitwinkel Objektive. Normal- und Teleobjektive haben von Haus aus einen etwas grösseren Bildwinkel und neigen daher auch weniger zum Vignettieren.
Konkret heisst das in unserem Beispiel, dass an einer Fujifilm GFX Kamera mit einer Sensorgrösse von 44 x 33 mm, nur Objektive angeschlossen werden sollten, die über einen Bildkreis von mindestens 56 mm verfügen. Kleinbildobjektive haben in der Regel einen Bildkreis von ca. 46 mm, der also viel zu klein ist um sie an Fujifilm GFX Kameras verwenden zu können. Das gilt aber nicht für die Canon TS-E Objektive, welche einen viel grösseren Bildkreis aufweisen und damit auch an Fujifilm GFX Mittelformatkameras angeschlossen werden können. Die Grafik mit dem Vergleich Kleinbild- und Mittelformatsensor und Bildkreis der TS-E Objektive soll Ihnen helfen das Ganze besser zu verstehen.

Vergleichsgrafiken des Bildkreises von Canon TS-E 50mm und TS-E 24mm

Vergleich Aufnahmeformat Fujifilm GFX und Kleinbild Vollformatsensor mit den Bildkreisdurchmessern des TS-E 50mm f2.8L Macro und TS-E 24 mm f3.5L II. Zusätzlich sehen Sie noch die Verstellmöglichkeiten beim 4:3 sowie 7:6 Format.

Tabletops und Sachaufnahmen mit dem Canon TS-E 90 mm f2.8L Macro

Die Uhr- und Schmuckaufnahme habe ich mit der Fujifilm GFX 100S und dem Canon TS-E 90 mm f2.8L Macro gemacht. Als Beleuchtung kam “Available Light” aus einem Fenster zur Anwendung, eine Styroporplatte wurde als Aufheller und ein kleines Spiegelglas für die Lichtakzentuierung verwendet. Durch die sehr kurze Naheinstellung von knapp 39 cm kann mit dem TS-E 90 mm f2.8L Macro ein ziemlich grosser Abbildungsmasstab (praktisch 0.5x) erzielt werden. Bei solchen Aufnahmen erweist sich die Tilt-Funktion als sehr praktisch. Man kann damit die Schärfeebene bewusst verlagern um nur einen bestimmten Bereich richtig scharf erscheinen zu lassen. In diesem Fall ist es das Zifferblatt der Uhr. Bei Nahaufnahmen kämpft man ohnehin mit einer sehr reduzierten Schärfentiefe. Um die Schärfentiefe noch etwas zu erweitern habe ich Blende f11 verwendet. Obwohl sich das TS-E 90 mm f2.8L Macro bis auf f45 abblenden lässt, sollte man bei etwa f13 den Schlussstrich ziehen. Wenn man weiter abblendet kommt die Beugungsunschärfe ins Spiel. Man hat zwar mehr Schärfentiefe, aber das Bild wirkt matschiger und verliert an Brillanz.

Linkes Bild: Nahaufnahme einer Uhr Rechts: Ausschnitt aus dem Ziffernblatt

Der kleine, rot eingerahmte Bildausschnitt zeigt sehr gut, dass das Auflösungsvermögen des Canon TS-E 90 mm f2.8L Macro auch an der 100 Megapixel Fujifilm GFX 100S eine sehr gute Figur macht. Selbst allerfeinste Details im Zifferblatt werden minutiös wiedergegeben. Klicken Sie auf das Bild um es in voller Auflösung herunterzuladen.

Bildergebnis Canon TS-E 90 mm f2.8L Macro

Das Canon TS-E 90 mm f2.8L Macro überzeugt auf der ganzen Linie. Dank seinem grossen Bildkreis kann es auf der Fujifilm GFX 100S selbst im Nahbereich bis 10 mm verschoben werden, ohne sichtbare Vignettierung. Die Schärfeleistung ist selbst auf dem 100 Megapixel Sensor sehr gut und auch das Bokeh weiss zu gefallen, selbst wenn die Optik stark abgeblendet wird.

Canon TS-E 50 mm f2.8L Macro - das Allround Tilt-/Shiftobjektiv für Architektur- und Landschaftsfotografen

Mit einer Brennweite von umgerechnet 38 mm kann man das TS-E 50 mm f2.8L Macro als Allrounder unter den Canon Tilt-/Shiftobjektiven bezeichnen. Ich habe auf alle Fälle mächtig Freude an diesem Objektiv gehabt. Mit einem Bildkreis von 70 mm konnte ich es an der Fujifilm GFX 100S nicht weniger als 10 mm verschieben. Das ist sehr viel und erlaubt umfangreiche Verstellungen. Die Wiedergabe wirkt selbst bei extremer Verstellung sehr natürlich. Das Biedermeier Sofa und die Architekturaufnahme des Museo Campionissimi habe ich mit diesem Objektiv gemacht.

Vollaufnahme mit Vignettierung und Markierung des Bildausschnittes

Die grün gestrichelte Linie zeigt den Bildausschnitt ohne Verstellung im Kleinbild Volllformat an und die rote Linie den Ausschnitt bei 10 mm Verstellung mit der Fujifilm GFX 100S.

Ausschnittvergrösserung des Bildes an der Wand

Die «Credits» ganz unten am Bild, von blossem Auge kaum wahrnehmbar, sind noch perfekt lesbar. Bei einer Printgrösse von knapp 100 x 75 cm wäre die Schrifthöhe 0.8 mm!

Bildergebnis Canon TS-E 50 mm f2.8L Macro

Wie Sie an den Detailausschnitten selber sehen können, erbringt das Canon TS-E 50 mm f2.8L Macro eine tadellose Schärfe – dies bei maximaler Verstellung selbst in den Randbereichen. Chromatische Aberrationen und geometrische Verzeichnung sind praktisch inexistent und selbst bei Gegenlichtaufnahmen zeigt es keinerlei Schwächen. Dafür kann ich nur eine Top-Empfehlung aussprechen!

Ausschnittvergrösserung des Sofas

Hervorzuheben ist die überaus schöne Texturwiedergabe des
Stoffs ohne Moiréartefakte.

Wieso 4:3, wenn 7:6 das interessantere Format ist?

Das ist natürlich nur meine rein persönliche Ansicht. Aber ich liebe nun mal Bilder im 7:6 Format. Dieses Format bietet in der Tat viele Vorteile: zum Beispiel entfällt das Umstellen zwischen Quer- und Hochformat. Das 7:6 Querformat ist ja auch bekannt als das “Idealformat”. Wenn Sie beispielsweise das Canon TS-E 24 mm f3.5L II an einer Fujifilm GFX Kamera verwenden und im 7:6 Format fotografieren wird es zu einem 21 mm Weitwinkel, welches immerhin 8 statt nur 5 Millimeter verschoben werden kann. Übrigens werden die RAW-Bilder immer im vollen 4:3 Format aufgenommen, auch wenn Sie im 7:6 Verhältnis fotografieren. Nur die jpg-Bilder sind dann im Format 7:6. Dies hat den zusätzlichen Vorteil, dass man nachträglich den Ausschnitt nach Wunsch verschieben kann, was beim 4:3 nicht möglich ist. Was verliert man an Megapixel dabei? Nicht viel, bei der Fujifilm GFX 100S sind es statt 100 MP immer noch 90 MP.

Bild Museo Campionissimi

Klicken Sie auf das Bild um es in voller Auflösung herunterzuladen.

Ausschnittvergrösserung um Randschärfe zu beurteilen

Die Randschärfe ist selbst bei der maximalen Verstellung von 12 mm immer noch sehr gut und dies auf einem 100 MP mit der Sensorgrösse 44 x 33 mm.

Ausschnittvergrösserung um Struktur zu analysieren

Materialstrukturen werden sehr schön wiedergegeben. Die Schärfungsparameter sollten bei der GFX 100S stark reduziert werden, damit auch feinste Details nicht unterdrückt werden.

Anwendungsbereich erweitern mit dem Rogeti TSE Frame MkIII

Mit dem Rogeti TSE Frame MkII, erhältich für die Objektive TS-E 17 mm f4L, TS-E 24 mm f3.5L II und TS-E 50 mm f2.8L Macro, kann der Anwendungsbereich für Fujifilm GFX Kameras zusätzlich erweitert werden. Mit diesen hochwertig ausgeführten “Objektivkragen”, so bezeichne ich diese Halterungen, können Aufnahmen ohne Parallaxenfehler gestitcht werden. Parallaxenfehler entstehen, wenn beim Stitchen (Zusammensetzen mehrerer Einzelaufnahmen) die Optik, statt das Rückteil bzw. die Kamera verschoben wird. Stitchen kann horizontal, vertikal oder kombiniert erfolgen und wird hauptsächlich für Panoramas verwendet. Eine andere Anwendung ist das Vergrössern des Bildwinkels, indem beispielsweise aus zwei gestitchten Aufnahmen mit dem TS-E 50 mm f2.8L Macro ein Bild mit dem Bildwinkel eines 28 mm Weitwinkel entsteht – und dies mit einer absolut natürlich wirkenden Perspektive.

Rogeti TSE-Frame für das Canon TS-E 24mm

Rogeti TSE Frame für das Canon TS-E 24 mm f3.5L II.

2 Bilder werden zusammengefügt (Stitching)

Zwei Aufnahmen je 10 mm horizontal verschoben, einmal links und einmal rechts, werden zu einem neuen Bild zusammengesetzt.

Bild aus Photoshop, wie ein Stitching entsteht

In Photoshop werden die beiden Bilder mit der Funktion Photomerge > Repositionieren perfekt zu einem Bild mit grösserem Bildwinkel kombiniert.

Fazit

Durch die Verwendung der verstellbaren Tilt-/Shift TS-E Objektive von Canon, öffnet sich für Fujifilm GFX Fotografen ein neuer kreativer Raum für die unterschiedlichsten Anwendungen und Bedürfnisse und dies ohne Kompromisse, in der bekannt hohen Fujifilm GFX Bildqualität.

Falls Sie zu diesem Thema Fragen haben, dürfen Sie mir diese gerne per E-Mail stellen.

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Sofa vor gelber Wand mit Art-Bild

Klicken Sie auf das Bild um es in voller Auflösung herunterzuladen.

Sehen Sie sich das Video mit genaureren Informationen zur Verwendung der Kamera mit Adapter von Roberto Casavecchia an: